Richtig bremsen will gelernt sein

23
Mai

Von Null auf hundert km/h ist kein Problem, in der gleichen Zeit von hundert km/h auf Null zu kommen, stellt sich hier schon als unmögliches Unterfangen heraus. Viele glauben, dass die Motorroller genauso bremsen können wie Autos, was aber ein deutlicher Irrtum ist. Von Experten wird geraten, dass eine richtige Bremsweise in einem Fahrtraining geübt werden sollte, da diese Fahrweise auch Leben retten kann, was aber selten trainiert wird.

Bremsvorgang

Die Bewegungsenergie des Motorrollers wird beim Bremsvorgang in Wärme umgewandelt, durch den Einsatz von Trommel- oder Scheibenbremsen wird die für den Bremsvorgang notwendige Verzögerung am Rad gewährleistet. Im Motorrollerbau wurden bis Mitte der 70er Jahre ausschließlich Trommelbremsen verwendet, heute haben sich die Scheibenbremsen durchgesetzt, die gegenüber den anderen Bremsen einen enormen Vorteil haben, da sie selbst bei hoher Belastung nur einen geringen Teil ihrer Bremswirkung verlieren.

Radlastverteilung

Richtig bremsen bedeutet, dass man im Notfall auf möglichst kurzer Strecke sicher zum Stehen kommt, doch um das Fahrzeug optimal verzögern zu können, müssen beide Bremsen gleichzeitig bedient werden. Jede Bremse sollte nur so stark eingesetzt werden, wie das jeweilige Rad an Kraft übertragen kann. Je höher die Radlast ist, desto grösser ist auch die Kraftübertragung.

Bei einem Motorroller ist die Radlast ganz im Gegensatz zu einem Motorrad zu 35 bis 40 Prozent auf dem Vorderrad und zu 60 bis 65 Prozent auf dem Hinterrad verteilt, was bedeutet, dass das Hinterrad zu Bremsbeginn die meiste Kraft übertragen kann, bei einem Motorroller wird stärker verzögert. Da das Vorderrad zu diesem Zeitpunkt nur gering belastet ist, blockiert es recht schnell, rutscht weg und man stürzt viel leichter, wenn die Bremse nicht rechtzeitig gelöst wird.

Hinten blockiert – vorne dosiert

Das Gewicht verlagert sich bei einer Bremsung auf Grund der Massenträgheit zusätzlich auf das Vorderrad um 15-20 Prozent, in diesem Fall sind die Räder gleich stark belastet und deshalb findet auch eine stärkere Verzögerung statt. Die Faustformel für das richtige Bremsen lautet, den linken Handbremshebel schnell und kräftig betätigen, dann den rechten Handbremshebel gut dosieren und den Bremsdruck entsprechend der Gewichtsverlagerung verstärken.

Der Fahrer sollte sich angewöhnen immer geradeaus in den Horizont zu sehen, in den Hüften einknicken, die Ellbogen anziehen, den Lenker grade halten und nach vorne lehnen, um den Schwerpunkt nach vorne und nach unten zu bringen. Man braucht keine Angst vor dem blockierenden Hinterrad haben, das auszubrechen droht, man kann dies mit seinem ganzen Gewicht wieder ausgleichen. Damit man die Hemmung vor einer Vollbremsung verliert, sollte man ständig üben und sich bis an die Blockiergrenze des Vorderrades heranwagen. Der kombinierte Einsatz beider Bremsen sollte am Schluss geübt werden. Die verschiedenen Bremsmanöver kann man am besten auf einem übersichtlichen und verkehrsarmen Parkplatz üben, oder bei einem Fahrsicherheitstraining, die der ADAC häufig anbietet.

Gefahrenbremsung

Der Brems- und Ausweichweg ist bis ca. 50 km/h etwa gleich lang, über die richtige Wahl des Notmanövers sollten die örtlichen Gegebenheiten bzw. das fahrerische Know-how entscheiden. Bei der angegebenen Geschwindigkeit macht ein erst bremsen – dann ausweichen wenig Sinn, da die Bremszeit bis zum Stillstand (etwa 1,5 Sek.) kaum länger ist als die Zeit, die für das Lösen der Bremse und das Einleiten eines Ausweichmanövers benötigt wird.

Sicherheitspotential beim Bremsen wird nicht optimal genutzt

Das Sicherheitspotential beim Bremsen wird nur ungenügend genutzt wie die Unfallstatistik zeigt. Häufig passieren Unfälle dadurch, wie Experten herausgefunden haben, weil Zweiradfahrer sich nicht trauen abrupt zu bremsen, die deutlichen Erfahrungsunterschiede zwischen Anfängern, Geübten und Sportfahrern kommen noch hinzu.

Die ungünstige Gewichtsverteilung bei Rollern führt aus technischer Sicht zwangsläufig zu einem anderen Bremsverhalten als bei Motorrädern, bei denen nur die Hälfte des Gewichts auf die Hinterräder wirken. Das Verhältnis wird noch gravierender, wenn man zu zweit fährt. Hinzu kommt, dass beim Roller Hinterbremsen mit der schwächeren linken Hand betätigt werden müssen, manche Rechtshänder werden Mühe haben, bei einem Roller mit zwei Personen besetzt die mit der linken Hand zu bedienenden Hinterradbremsen in der nötigen Intensität zu verwenden.

Die Verwendung der Vorderradbremse mit dem rechten Bremshebel führt vor allem bei Rollern mit kleinen Rädern zum frühzeitigen Blockieren und Wegrutschen der Vorderräder, was an der geringen Vorderradbelastung und dem kleineren Massenträgheitsmoment der Räder liegt. Dieses Problem wird bei feuchter Fahrbahn durch harte Reifen noch verstärkt, die eigentlich für den asiatischen Raum ausgelegt wurden, sowie die oft simple Dämpfungstechnik mit den kleinen Federwegen an der Vordergabel.

Bei neuen Modellen wurden Verbesserungen in Sachen Bremstechnik durchgeführt

Bei der Entwicklung werden die kritisierten Punkte bereits berücksichtigt, so gibt es bei der Suzuki Burgmann ein Kombibremssystem, welches mit dem linken Bremshebel bedient wird und die Bremskraft wird auf Hinter- und Vorderrad im erforderlichen Verhältnis verteilt. Yamaha setzt auf ABS, 50 Kubikzentimeter Roller mit ABS sind im europäischen Raum nicht anzutreffen, sondern eher im japanischen Raum.

Mit den wendigen Rollern dürfte ausweichen kein Problem sein, es gibt aber auch rollerspezifische Fallen, die geringe Bodenfreiheit und ungünstig montierte Hauptständer, die den Roller bei engen Kurvenfahrten regelrecht aushebeln.

Motorroller mit 12 oder 13-Zoll Bereifung sind wesentlich sicherer, allerdings verbessert sich die Bodenfreiheit nicht so wirklich. Roller mit 16-Zoll Rädern fahren wie ein Motorrad, hierbei ist das Verhältnis besser ausgeprägt. Obwohl die Fahrfähigkeiten besser sind, kommen die Motorroller in Mitteleuropa nicht an, in Italien und Spanien gehören sie jedoch zum alltäglichen Straßenbild.