Kurventechnik beim Motorroller

06
Sep

Kurvenfahren erzeugt abhängig von der Geschwindigkeit Fliehkraft, die auf zwei Rädern Schräglage entgegen gehalten werden muss. Durch die Griffigkeit der Fahrbahn, Bodenfreiheit der Maschine, Reifen und Übungsstand des Bikers wird die Schräglage begrenzt.

Die Fliehkraft ist abhängig vom Kurvenradius und der Geschwindigkeit. Die Erdanziehungskraft wirkt auf den Fahrer und das Fahrzeug ein. Es ergibt sich eine resultierende Kraft, da die Fliehkraft waagerecht zur Kurvenaußenseite wirkt, die den Motorroller nur dann nicht umwirft, wenn sie durch die Mitte der Reifenaufstandsflächen läuft. Die Fahrzeugmesse hebt sich auf, was bedeutet, dass die erforderliche Schräglage vom Gewicht der Maschine unabhängig ist. Einfluss hat die Reifenbreite neben der Schwerpunkthöhe.

Die Wirkungen von Gewichts- und Fliehkraft greifen Fahrer und Motorrad an, daher muss das Motorrad stärker geneigt werden. Ein Sportmotorrad, dass breitere Reifen besitzt, muss stärker geneigt werden, als ein klassisches Motorrad mit schmalen Reifen. Mit einem Tourenmotorrad kann trotz der geringeren erforderlichen Schräglage nicht die extreme Schräglage gefahren werden. Fahrwerk und Reifen sind nicht dafür vorgesehen, zudem begrenzen die aufsetzenden Teile die Schräglage. Die realistische Einschätzung der gefahrenen Schräglage ist sehr wichtig.

Wenn es sich um eine Hundekurve handelt, werden oftmals Schräglagenreserven nicht genutzt. Wenn der Fahrer das Gefühl hat, an der Schräglagengrenze des Motorrades angekommen zu sein, ist er nicht mehr in der Lage, eine mögliche und nötige Schräglagenvergrößerung zu realisieren. Das Resultat: Er fährt möglicherweise auf dem großen Kurvenradius weiter und verlässt möglicherweise die Straße oder bremst und stürzt im schlimmsten Fall. Der Motorrollerfahrer ist nicht mehr in der Lage vorhandene Reserven zu nutzen, da die persönliche Schräglagengrenze früher erreicht ist. Für so genannte Alleinunfälle im Kurvenbereich sind dass die häufigsten Ursachen.

Sitzt der Fahrer in einer Hundekurve zu aufrecht, wird automatisch die Schräglage vergrößert und es bestehen objektiv keine Reserven mehr und er wird stürzen. Oftmals wird die mögliche Schräglage unterschätzt, da die persönliche Einschätzung mit der physikalisch- technischen Möglichkeit übereinstimmt. Das kommt daher, dass die natürliche Schräglagengrenze bei 20 Grad liegt. Alles was darüber hinaus geht muss mühsam trainiert werden.

Ein Schräglagentraining darf aber nicht dazu führen, dass man in der Kurve bis ans Limit geht, sondern dass ein „Mehr an Schräglage“ als Reserve dient. Dies ist besonders wichtig, wenn die Kurve einmal enger als angenommen ist. Eine grobe Rückmeldung über die jeweils gefahrene Schräglage kann man mittels eines Kreidestrichs quer über Vorder- und Hinterradreifen erhalten.

Grundlagen der Kurventechnik

Es kommt beim Motorrollerfahren immer auf den richtigen Blick an, wer dies beachtet der wird mit Kurven keinerlei Probleme bekommen. Dabei kommt es darauf an, vorausschauend zu fahren und bestimmte Techniken zu beherrschen. Je eher man dies packt, desto gelassener kann man auch bei brenzligen Situationen reagieren. Eine ästhetische Kurvenfahrt kommt weitaus besser als wenn man einen abenteurlichen Ritt hinter sich bringt nicht zuletzt wegen der Sicherheit. Ein kleiner Tipp: Man sollte niemals auf das Vorderrad schauen, sondern lieber durch die Kurve mitführen.

Oftmals kommt die Frage auf, wohin man lenken muss, wenn man nach links möchte. Darauf werden viele nach links antworten, was aber grottenfalsch ist. Die Lösung liegt in der Physik und wird auch als Kreiselprozession bezeichnet. Danach gilt, dass ein Kreisel, welcher um die Drehachse nach rechts gelenkt wird, nach links abkippt. Das bedeutet im Klartext, dass man stets eine entgegengesetzte Lenkbewegung machen sollte, um die Kurve zu kriegen. Wenn man dies nicht beachtet, kann dies zu Problemen führen.

Das heißt für die Rechtskurve, dass man den Lenker rechts nach vorne andrückt und bei der Linkskurve den Lenker links nach vorne andrückt.

Die richtige Technik machts
  • Fährt man vorausschauend und kriegt man trotzdem nicht die Kurve, dann fährt man definitiv zu schnell. Bremsen Sie und fahren Schrittgeschwindigkeit. Das Kreisfahren am Lenkeinschlag sollte man hierfür auf einem Parkplatz üben.
  • Belastet man die kurveninnere Fussablage mit dem Körpergewicht, drückt man den Roller weiter in die Kurve. Bei der Belastung der kurvenäusseren Fussablage stellt sich der Roller wieder auf und die Kurve wird weiter.
  • Beim Legen bilden Motorroller und Fahrer eine Linie und besitzen dadurch die selbe Schräglage. In gefährlichen Situationen können Sie den Roller durch Gewichtsverlagerungen ohne Zeitverlust weiter in die Kurve legen oder blitzschnell aufrichten.
  • In Notfallsituationen sollte man den Motorroller drücken: Dieser wird dabei in Schräglage gedrückt, der Oberkörper bleibt dabei fast senkrecht. Sie bilden dann mit dem Roller keine Einheit mehr, doch Sie haben dann eine viel bessere Übersicht in der Kurve. Das Drücken kann bei plötzlichen Ausweichmanövern sehr lebenswichtig sein.
  • Sie sollten vor der Schräglage keine Angst haben. Bei kritischen Situationen sollten Sie immer den Blick auf der gewünschten Linie lassen und niemals zum Strassengraben schwenken, denn da wollen Sie garantiert nicht hin.
Gestaltung der Geschwindigkeit

Bereiten Sie sich möglichst früh auf die Kurve vor. Bevor die Kurve anfängt sollten Sie die Geschwindigkeit dementsprechend anpassen. Geben Sie wieder im Scheitelpunkt der Kurve Gas. In der Kurve selbst sollten Sie immer locker bleiben und nur so viel Gas geben, um nicht zu schnell wieder bremsen zu müssen.

Die Schräglage

Je größer die Schräglage ist, umso stärker kippt der Motorroller nach innen und umso höher muss auch die Kurvengeschwindigkeit sein. Die Fliehkraft steigt mit höhrer Geschwindigkeit und richtet den Motorroller wieder auf. Wer Angst hat, dass der Motorroller umkippt, braucht nur etwas mehr Gas zu geben und schon sorgt die größer werdende Fliehkraft dafür, dass der Motorroller sich wieder aufrichtet.

Ganz wichtig: In Schräglage ist bremsen aufgrund komplizierter fahrphysikalischer Zusammenhänge sehr schwierig und ein solches Manöver erfordert eine optimale Beherrschung des Rollers. Achten Sie darauf, dass nicht einsehbare Kurven mit wenig Geschwindigkeiten gefahren werden, so dass im Kurvenbereich nicht gebremst werden muss. Der Motorroller kann sich andernfalls in der Kurve aufrichten und man gerät dann für eine kurze Zeit in einen instabilen Fahrzustand, der nur durch die richtige Lenkung wieder korrigiert werden kann.

Blicktechnik und Linienwahl

Die richtige Blicktechnik ist das wichtigste beim Fahren des Motorrollers. Bestimmt ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass man nur in die Richtung fährt bzw. bremst in die man auch schaut. Wenn man beispielsweise ein überfahrenes Tier auf der Fahrbahn liegen sieht, dann fixiert man es zwar und fährt dann aber voll drüber, obwohl man eigentlich ausweichen wollte. Lassen Sie ein Ziel niemals aus den Augen und fahren Sie immer weit vorausschauend. Auf diese Weise erkennen Sie Gefahren immer rechtzeitig. Gleichzeitig vorausschauend und die korrekte Linie zu halten ist nicht einfach, doch je mehr Sie üben und sich die korrekte Fahrweise einprägen, desto gleichmässiger und sicherer wird auch die Fahrweise werden.

Die beste Linie ist diejenige, die von der Gefahrenzone am weitesten weg ist. Dies bedeutet im Klartext, dass die äussere Linie in einer Kurve befahren wird. Bei einer Rechtskurve wird die linke Fahrspur befahren und bei einer linken Kurve die rechte Fahrspur. Aber schneiden Sie keinesfalls die Kurven.

Vorteile bei der richtigen Linienwahl

Wenn man sich an die Regeln hält, sieht man deutlich weiter. Bei 50 km/h bedeutet dies eine Sekunde mehr Zeit, zu reagieren. Fahrradfahrer, Fussgänger und stehende Fahrzeuge zwingen Sie nicht dazu, die Ideallinie zu verlassen. Dies ist in einer Kurve nicht ganz ungefährlich, da ein plötzliches Versetzen und ein Lastwechsel zu einem unangenehmen Fahrverhalten führen kann. Bei entgegenkommenden Fahrzeugen erschrecken Sie sich nicht, da Sie nach innen ausweichen können. Das umgekehrte Manöver wäre also deutlich unsicherer, da Sie den Roller aufstellen müssten um die Linie auch halten zu können. Anschließend müssten Sie den Scooter erneut in die Kurve drücken.

Fazit: Durch die richtige Kurventechnik lernt man den Motorroller sicher durch die Kurven zu manövrieren und das Fahren in die Kurven macht sogar Spaß.