Verhalten beim Wildwechsel für Motorrollerfahrer

15
Okt

Im Sommer kommt Rollerlaune auf und man möchte durch die Landschaft cruisen- wer denkt dann noch an die Warnschilder am Strassenrand, die auf Wildwechsel hinweisen? Man soll Geschwindigkeit reduzieren und den Wald beobachen- dabei ist es doch gerade für Rollerfahrer extrem gefährlich wenn sie mit Grosswild zusammentreffen. Die Gefahr ist besonders in der Morgen- und Abenddämmerung auf gering befahrenen Landstrassen am größten, wobei das Unfallrisiko besonders zur Paarungszeit im April/Mai deutlich ansteigt oder im Herbst, wenn das Wild dann häufig die Straße überquert. Besonders gefährlich ist das männliche Rotwild wie ein wandernder Hirsch, weil dieser locker 170 kg wiegt, schon bei moderaten 80 km/h entspricht die Wucht des Aufpralles einem Gewicht von fast neun Tonnen.

Wie kann man Wildunfällen aus dem Weg fahren?

Man sollte unbedingt die Wildwechselschilder beachten, diese stehen nämlich nur dort, wo man auch mit Wildwechsel rechnen kann. Man sollte das Tempo deutlich drosseln, selbst 80 km/h in der Nacht und bei Nässe können schon zu viel sein. Man sollte die Fahrbahnränder genau beobachten und einen gewissen Sicherheitsabstand zum rechten Fahrbahnrand einhalten. Es kann sein, dass auf ein Tier noch mehrere folgen, die die Fahrbahn auch nicht immer auf dem kürzesten Weg verlassen, sondern oft vor dem Fahrzeug her flüchten. Sie sollten nur bremsen, wenn kein Fahrzeug vor einem ist, da es ansonsten zu einem Auffahrunfall kommt.

Sind die Strassen frei und ist kein Fahrzeug vor einem sollte man bremsen, hupen und abblenden, damit das Wild einen Fluchtweg finden kann. Kommt es zu einem Wildunfall so sollte dieser der nächsten Polizei- oder Forstdienststelle gemeldet werden, wobei auch möglichst genaue Angaben über Begleiterscheinungen wie Fahrbahnzustand, Wetter oder die Bepflanzungen rechts und links der Strasse gemacht werden sollten. Um Unfallschwerpunkte zu entschärfen können die Behörden, Jagdverbände und Jagdpächter Gegenmassnahmen ergreifen. Man sollte niemals verletzte oder getötete Tiere wegen der Tollwutgefahr anfassen und wer denkt er könnte jetzt einen leckeren Braten mitnehmen, dann macht derjenige sich der Wilderei schuldig.

Faustregel für Notmanöver

Auf einem Motorroller sollte man selbst bei kleineren Tieren eine direkte Begegnung vermeiden, da schon ein Hase das Gleichgewicht des einspurigen Rollers empfindlich stören kann, so dass ein Sturz unvermeidbar ist. Verbindliche Aussagen zum richtigen Manöver kann man jedoch kaum machen, da eine Vielzahl von Faktoren wie Fahrgeschwindigkeit, Grösse und Laufrichtung des Tieres zu berücksichtigen sind. Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat rät, dass man bis etwa 70 km/h stark bremsen sollte, es sei denn, die Gefahr von hinten durch einen dicht folgenden Pkw ist grösser als die, die einem von vorne lauert.

Zum Bremsen braucht ein Motorroller weniger Strassenraum als zum Ausweichen, ab etwa 70 km/h gilt reines Ausweichen als die risikoärmere Alternative, insbesondere bei einem kleinen Hindernis oder einem sich von der Fahrtrichtung entkommenden Tier. Ein kombiniertes Manöver aus Bremsen und Ausweichen wird erst ab 130 km/h empfohlen, dann ist die Differenz zwischen Brems- und Ausweichweg groß genug, um erfolgreich auszuweichen. Solche Entscheidungen muss man jedoch in binnen von Sekunden treffen, wofür man eine gehörige Portion Routine benötigt. Bremsen ist daher in den meisten Fällen das beste Notmanöver, selbst dann wenn der Bremsweg nicht ausreicht, birgt ein schief gelaufenes Ausweichmanöver das grössere Risiko.

Rechtliches

Ausweichmanöver haben den großen Nachteil, dass man unter Umständen im Graben landet. Bei Sachschäden ist es schwierig der Kaskoversicherung zu beweisen, dass der Schaden geringer ist, als wenn es zu einem Zusammenstoss gekommen wäre. Kann man den Aufprall der Kaskoversicherung nachweisen so wird der Schaden anstandslos gezahlt, wurde ein Ausweichmanöver vom Fahrer bewusst eingeleitet, ist er auch direkter Verursacher des Schadens. Ein Kraftfahrer, der einem Tier ausweicht und als Folge davon in die Leitplanke fährt hat laut dem Bundesgerichtshof ein Anspruch auf Entschädigung.

Ein Grund zu beweisen, dass man plötzlich die Richtung gewechselt hat ist sehr schwierig zu beweisen, wenn man keine Zeugen hat und es zu keiner Kollosion gekommen ist und vor allem wenn keine Wildspuren am Fahrzeug zu sehen sind. Deshalb der Tipp, dass man sein Fahrzeug nicht sofort reinigen sollte, da auf diesem noch haarige Beweise zu finden sind. Selbst wenn man das beweisen kann, wird im Einzelfall entscheidend darauf Wert gelegt, welchem Tier man ausgewichen ist. Der Bundesgerichtshof in Karlsruhe hat beispielsweise das alles so erläutert, dass ein Tier eine gewisse Grösse haben muss, um das Ausweichmanöver für einen Autofahrer zu rechtfertigen.

Bei einem Rollerfahrer sieht die Rechtslage ein wenig anders aus, da schon bei Kleintieren wie Marder oder Wiesel die Gerichte zugestehen, dass man ein Ausweichmanöver besonders in der Kurve riskieren sollte. In Schräglage ist die Gefahr des Wegrutschens und eines schweren Sturzes deutlich größer, deshalb ist solches Handeln dann nicht fahrlässig. Die Schäden die hier entstehen können, hat die Kaskoversicherung zu tragen.